Die Chroniken von Narnia
 
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Das Wunder von Narnia


Die Chroniken von Narnia: Das Wunder von Narnia
(Orig. Titel: The Magician's Nephew)
von Clive St. Lewis, 1956
 

Kurzinhalt: Hätte es nicht den ganzen Sommer geregnet, hätten Polly und Digory ganz sicher nicht auf dem Dachboden gespielt. Dann hätten sie auch die verborgene Tür nicht entdeckt, die zu Onkel Andrews geheimem Arbeitszimmer führte. In diesem Zimmer hätten sie dann auch nicht das rote Tablett mit zwei gelben und zwei grünen Ringen gefunden. Und dann wäre diese Geschichte nie passiert. DAS WUNDER VON NARNIA führt die Kinder in das geheimnisvolle Reich des Löwen Aslan, der es mit einem Lied erschaffen hat. Doch in der Gestalt der furchtbaren Königen Jadis schleicht sich bereits das Böse ein …

Rezension
von Bernd Perplies

 

Jede Geschichte braucht eine Vorgeschichte. Diese Erkenntnis hat sich nicht nur in jüngerer Zeit unter Kinoregisseuren breit gemacht, auch der Autor C. S. Lewis wurde vor 50 Jahren von dem Bedürfnis getrieben, seinen Narnia-Romanen ein Prequel zu spendieren. Und so erzählt DAS WUNDER VON NARNIA -- heute chronologisch als Band 1 der Buchreihe gehandelt -- von der Entstehung der magischen Welt hinter den Schränken.

Die beiden Kinder Polly und Digory leben in London zu einer Zeit, da „Sherlock Holmes noch in der Baker Street“ wohnte. Digorys Mutter ist schwer erkrankt, und da sein Vater irgendwo in Indien weilt, sind sie vom Land zu deren Schwester Letty Ketterley und deren Bruder Andrew gezogen. Polly ist das Nachbarsmädchen, das der Ansicht ist, Onkel Andrew wäre ein bisschen seltsam. Tatsächlich hält sich der alte Kauz für einen Zauberer, hat er doch eine Möglichkeit gefunden, zwischen den Welten zu reisen. Natürlich will er sich als Gelehrter nicht selbst in solche Gefahr begeben und so zwingt er die Kinder dazu, seine Versuchskaninchen zu sein.

Über den „Wald zwischen den Welten“ geraten Polly und Digory in das düstere Land Charn, eine riesige Ruinenwelt unter einer sterbenden roten Sonne. Hier herrschte einst die grausame Königin Jadis und durch die Unachtsamkeit (und Neugierde) der Kinder erwacht sie, die auf ewig schlafen sollte, zu neuem Leben. Ihre Herrschsucht sorgt für einiges Durcheinander im fernen London, bevor es Polly und Digory gelingt, sie von dort wieder fortzuschaffen – wobei auch Onkel Andrew, ein Kutscher und sein Pferd mitgerissen werden.

Gemeinsam werden sie Zeugen des Wunders von Narnia, der Schöpfungsgeschichte eben derselben Märchenwelt, auf die es Jahre später vier weitere Erdenkinder verschlagen sollte (wie uns DER KÖNIG VON NARNIA in Buch und Kinofilm erzählen). Die Kinder lernen den mächtigen Löwen Aslan kennen und helfen ihm bei der Gründung der Gemeinschaft von NARNIA, derweil die böse Jadis ihr Schicksal ereilt.

Im Gegensatz zu DER KÖNIG VON NARNIA, der eine runde Abenteuergeschichte rund um die Kinder Peter, Suse, Edmund und Lucy erzählte, wirkt DAS WUNDER VON NARNIA seltsam fragmentarisch. Das liegt meines Erachtens daran, dass Lewis mit dem Buch vor allem zwei Dinge beabsichtigte: Zum einen wollte er erzählen, wie alles anfing und damit alle Fragen beantworten, die wir als Leser, bereit, das Wundersame zu akzeptieren, bei der Lektüre des ersten NARNIA-Romans eigentlich gar nicht gestellt haben: Woher kommt der magische Schrank? Was macht eine einsame Laterne mitten im Wald? Warum können Tiere sprechen? Was hat es mit der Eishexe auf sich? Dass er mit der Herkunftsbeschreibung des Märchenhaften – so magisch diese selbst auch sein mag – selbiges zumindest ein wenig entzaubert, scheint ihm dabei nicht in den Sinn gekommen zu sein.

Zum anderen wollte er ganz offensichtlich den Schöpfungsakt NARNIAs beschreiben. Alle Handlung drumherum scheint sich um diesen ausgiebig zelebrierten Schlüsselmoment zu gruppieren. Man hat Lewis bereits vielfach starke religiöse Motive innerhalb seiner Romane bescheinigt; hier wird es nicht nur deutlich, sondern fast penetrant. Aslan tritt als Schöpfergott auf, dessen Lied den Dingen Gestalt gibt und Leben einhaucht (ein Wink mit dem Zaunpfahl nicht nur für bibelfeste Mitmenschen, sondern auch für Literaturwissenschaftler und Poeten).

Die eigentliche Handlung des Romans geht über diesen zwei Grundambitionen irgendwie verloren. Leicht ziellos wirkt die Weltenreise der beiden Kinder Polly und Digory, die sie von London zum Wald zwischen den Welten, nach Charn, zum Wald, nach London, nach Narnia und wieder nach London zurück führt. Sie sind, wenn man so will, weniger die Helden der Geschichte als die Ploterfüllungsgehilfen des Autors, die dazu dienen, die Einzelteile, die für das in DER KÖNIG VON NARNIA entworfene Bild des Märchenlandes notwendig sind, zusammenzutragen.

Ungeachtet aller inhaltlicher Kritik teilt auch DAS WUNDER VON NARNIA zwei Stärken seines Vorgängerbandes. Lewis‘ Erzählstil erweist sich einmal mehr als geschliffen und zeitlos und verbindet Märchenhaftes gekonnt mit dem bodenständigen Humor des britischen Literaten. Man fühlt sich stellenweise an den Tonfall von Tolkien in seinen Hobbit-Abenteuern erinnert; bei der engen Freundschaft der beiden Männer sicher kein Zufall. Und auch für diesen Band entwarf Cliff Nielsen eine wunderschöne Umschlagcollage, die uns den Wald zwischen den Welten, die Seen-Portale, die magischen Ringe, Aslan und – wie es scheinen will – den mythischen Schöpfungsakt eines Menschen zeigt.

Fazit:
DAS WUNDER VON NARNIA ist ein Roman, der sich zuvörderst mit der Entstehung aller Dinge, die wir aus DER KÖNIG VON NARNIA kennen, beschäftigt. Das geht so weit, dass er darüber hinaus seine eigene Geschichte vernachlässigt. Als eigenständiges Buch ist es daher ein eher unbefriedigendes Leseerlebnis, als Prequel der späteren CHRONIKEN erklärt es zumindest einige der Dinge, die da kommen mögen. Wer indes völlig unbeleckt mit diesem Roman seine literarische Narnia-Reise beginnt, wird kaum die Verzauberung verspüren, die bei einem Beginn mit DER KÖNIG VON NARNIA eintritt. (Meines Erachtens ein nicht unbedeutendes Argument GEGEN die chronologische Herangehensweise an die Chroniken und für die Herangehensweise in der Produktionsreihenfolge.)

 
   
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