Kurzinhalt: Schon immer fühlte sich der Junge Shasta von jenen Ländern im Norden magisch angezogen. Als er eines Tages erfährt, dass sein Vater gar nicht sein wahrer Vater ist und ihn als Sklaven an einen reichen und mächtigen Tarkaan verkaufen will, fasst er einen Entschluss: Gemeinsam mit dem Pferd Bree flieht er in jenes glückliche Land im Norden, das NARNIA heißt.
Eine Reise voller Gefahren und Abenteuer beginnt, bei der Shasta nicht nur interessante Weggefährten trifft, sondern auch herausfindet, wer er wirklich ist … .
Rezension
von Bernd Perplies
Die Märchenwelt NARNIA ist so etwas wie ein Paradies: Fabelwesen, sprechende Tiere und freundliche Menschen leben inmitten saftiger Wiesen, schattiger Wälder und majestätischer Bergeshöh’n, weise regiert von den vier einstigen Erdenkindern Peter, Suse, Edmund und Lucy. Wie wäre es bloß, dieses sagenumwobene Land Heimat nennen zu können? Der Waisenjunge Shasta und das sprechende Pferd Bree, beides Sklaven im fernen Kalormen, wollen es wissen. DER RITT NACH NARNIA wird zum spannenden Abenteuer.
Der Junge Shasta lebt als Adoptivsohn des armen Fischers Arashin ganz im Süden Kalormens an der Meeresküste. Vor vielen Jahren wurde er dort mit einem Boot angespült, ein blonder Junge, der so gar nicht in diese orientalisch angehauchte Welt passen will. Jahrelang ausgebeutet beschließt er, wegzulaufen, als er eines Tagen an einen reichen und hartherzigen Tarkaan, einen Adligen Kalormens, verschachert werden soll. Bestärkt wird er in seinem Vorhaben durch Bree, das Schlachtroß des Tarkaan, das in Wirklichkeit ein sprechendes Pferd aus NARNIA ist, aber ebenso in der Sklaverei lebt und sich nichts sehnlicher wünscht, als in die Heimat im Norden zurückzukehren, aus der es als Fohlen entführt wurde.
Gemeinsam machen sich die beiden Weggefährten auf die ungewisse Reise gen Norden. Auf ihrem Weg treffen sie auf die Tochter eines Tarkaans, Aravis, die vor der Heirat mit dem fetten, alten Wesir Ahoshta flieht, sowie auf ihre Stute Hwin, ebenfalls ein sprechendes Pferd aus NARNIA, das vor langer Zeit verschleppt wurde. Zu viert führt sie ihr Weg über die Hauptstadt Tashbaan, wo sie einer infamen Intrige auf die Spur kommen, und durch die Wüste bis nach Archenland und von dort weiter nach Narnia, wo es eine Schlacht zu schlagen gilt, bevor die Kinder und Pferde ein neues Zuhause finden.
DER RITT NACH NARNIA (engl. THE HORSE AND HIS BOY) entstand 1954 als sechster Band der Narnia-Chroniken, heute wird er nach chronologischer Sortierung als Band drei geführt. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und gut auch völlig unabhängig von den anderen Romanen der Reihe lesbar. Zwar spielen die ehemaligen Erdenkinder Peter, Suse, Edmund und Lucy, die in DER KÖNIG VON NARNIA ihren Weg in die Märchenwelt gefunden hatten und heute weise Herrscher des Zauberreiches sind, Nebenrollen, wenn sie als Delegation aus NARNIA den Tisroc von Kalormen besuchen, doch das Buch erzählt in erste Linie von der Reise des jungen Shasta.
Diese gestaltet sich, im wundervollen Erzählstil Lewis‘ ausgebreitet, als typische Abenteuergeschichte mit jugendlichem Helden. Vom armen Fischerssohn zum Thronerben – und dazwischen liegen wichtige Lektionen fürs Leben, körperliche Entbehrungen, finstere Kalormen-Krieger, Streit und Versöhnung und eine herausragende Tat am Schluss. Dass die Reisenden dabei die ganze Zeit von Aslan, dem Gottlöwen, behütet, gelenkt und angetrieben werden, mag man – je nach persönlicher religiöser Ansichten – entweder als störend (weil es die Eigenleistung der Helden mindert) oder als beruhigend (weil hier die Botschaft vermittelt wird, dass ein höheres Wesen über all unsere Schritte wacht) empfinden.
Das stimmungsvolle Cover von Cliff Nielsen zeigt uns ein wildes Pferd, dessen Erscheinung ich allerdings so gar nicht mit dem leicht besserwisserischen, aber im Kern furchtsamen Streitroß Bree in Einklang bringen mag. Darunter liegen die Steingräber außerhalb Tashbaans, denen sich eine kleine Gestalt (Shasta?) zögern nähert. Und das ehrwürdige Antlitz Aslans ziert einmal mehr das unter Drittel der Collage.
Fazit: DER RITT NACH NARNIA ist ein fantastisches Reiseabenteuer aus der Welt von Narnia, das sich prima auch unabhängig von den anderen Romanen lesen lässt. Protagonist Shasta ist ein aufgeweckter, sympathischer Junge, Aravis ein mutiges und streitbares Mädchen und das Pferdeduo Bree und Hwin geben ein komisches Paar ab mit ihm als selbstverliebtem „Patriarchen“ und ihr als stiller „guter Seele“. Eine Reisegruppe, mit der man gerne unterwegs ist!
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